2006-04-20

"Nu mach dich doch nich platt wegen so 'nem Scheiss!" (Schtoeffie)

Ich war über Ostern bei C. in Bologna. Was ist das doch für eine schöne Stadt. Aber die eine Mitbewohnerin von C. ist ja wirklich eine komische Hutzelfrau. Die sagt nie etwas, ist 28 Jahre alt und sieht aus wie 13. Sehr seltsam. Aber gut. Wir hatten ja nichts weiter miteinander zu tun, insofern war das schon oke. Alora, am Sonntag kam ich an in Bologna und es war schon so schön, die Häuser zu sehen und die ganzen Arcaden und alles. Wir sind direkt auch auf den torro geklettert (ueber 490 Stufen) und haben einen tollen überblick über die Stadt gehabt. Dann waren wir noch Eis essen. Das italienische Eis ist ja sooo toll. Es wird ja nicht in Kugeln verkauft sondern für eine Summe kann man eine Anzahl "gusti" bestellen und die werden dann mit Löffeln in die Waffel geknallt. Das Eis ist so weich und cremig, dass es schon fast wieder Softeis ist *yummie*. Man muss sich auch sehr beeilen, es zu essen, weil es extrem schnell schmilzt. Va bene. In diesem Zusammenhang haben C. und ich "Il 'Professore'" Signore Prodi gesehen. Wir gingen an seinem Haus vorbei und guckten zufällig hoch und da schaute er gerade aus dem Fenster. Was für ein Zufall! Abends habe ich einen sehr schönen Brauch kennen gelernt: Il Aperitivo. Das bedeutet, dass man etwas zu trinken bestellt und dann eben dazu eine Kleinigkeit zu Abend essen kann. Die Kleinigkeit kommt von einem Buffet. Sehr schön. Es ist ähnlich wie hier an Wochenenden in den Cafés Brunch angeboten wird, allerdings nur mit kleinen bolognesischen Köstlichkeiten. Apropos bolognesische Köstlichkeiten: Es gibt dort keine Bolognese und diese wird dort auch nicht mit Spagetti gereicht. Man isst dort Tortellini con Ragù oder Tagliatelle con Ragù und das jeweils auch nur als "Prima Piatti". Tagliatelle und Tortellini haben ja ihren Ursprung in Bologna und es müssen bestimmte Regeln eingehalten werden, damit diese sich überhaupt so nennen dürfen: Tagliatelle muessen 0,8 cm hoch/breit sein, sonst sind sie keine und aus 1 kg Tortelliniteig muessen 1 500 Tortellini entstehen.
Die Hauptgerichte oder "Secondi Piatti" sind dann nur noch Fleisch oder so. Ich brauchte die jedenfalls nicht. Die Prima waren vollkommen ausreichend und hinterher gibt es lecker "Dolces" wie z. B. Panna Cotta oder "Ich bau dich auf"-Tiramisu ;-). Ich hatte das Gefühl, das Tiramisu ist in Deutschland einfach leckererererer. Hier war mir, als ob sie alte "Colomba" (der bolognesische/italienische Osterkuchen) mit zu flüssiger Mascarpone übergossen haben und ein paar Schokosplitter dazu taten. Da war die riesige Panna Cotta am Abend zuvor um einiges besser. Nun gut.

Am Montag waren wir noch in dem kleinen Oertchen Ferrara. Sehr niedlich und ueberhaupt sehr alt. Da haben wir uns "il Castello di Ferrara" angesehen. Sehr interressant, zumal dort alte Frescen und Friese von Michelangelo usw. erhalten waren. Dann war C. noch in einer Ausstellung und ich hab mich derweil in einen Garten auf eine Sonnenbank gesetzt. Später sind wir noch auf einen Friedhof gegangen. Sehr strange. Dort ist es ueblich, die Urnen in einer Wand zu "beerdigen", nicht wie bei uns im Boden. Abends hatten die Zuege alle über eine Stunde Verspaetung und waren dann dem entsprechend voll. Aber es war oke.

Dienstag Abend kam A. dazu. Erst hatte ich ein paar Probleme, mich mit dem Gedanken anzufreunden. Aber ich konnte mich damit arrangieren und freute mich direkt auf sie. Es war auch echt lustig mit uns dreien in der "Antica Trattoria". Als wir dann spät abends in C.s Wg kamen, war dort noch Trubel angesagt. Wir hatten ja vormittags, als niemand weiter da war, ein Bett für A. aufgebaut - leider das letzte... Von C.s einer Mitbewohnerin kamen die Eltern unangemeldet und spontan aus Napoli mit nach Bologna. Das bedeutete: 7 Leute, 5 Betten, 2 Leute zu viel. Die Mitbewohnerin erklärte die Situation und sagte, dass die Mutter mit in Ihrem Bett schlafen würde und der Vater in der Küche auf der Couch. C. machte sich die groessten Sorgen und hatte ein schlechtes Gewissen, dass wir alle beiden Gaestebetten okkupierten. Darauf antwortete ich laessig auf dem Bett liegend, eine SMS schreibend ueberhaupt wenig beruhigend: "Nu, mach dich doch nicht platt wegen so 'nem Scheiss!" Da war das Gelache und Gealbere natürlich groß. Weil C. nicht im geringsten beruhigt war. Aber wir hatten Spass.


Am Mittwoch bin ich dann wieder nach Berlin geflogen. Leider gab es in Bologna PC-Probleme und mein Flug hatte Verspätung. So sehr, dass ich in Amsterdam meinen Anschluss-Flieger habe wegrollen sehen als ich ankam. Ja, er flog ohne mich. So ein Scheiß. Da hatte ich dann noch 2 zusätzliche Stunden in Amsterdam :-(. Aber die hab ich auch gut rumgekriegt. Und meinen Koffer habe ich auch erhalten. Damit hatte ich aber eigentlich gar nicht gerechnet. Da war die Freude natürlich umso groesser.