2007-12-04

Servicewüste Deutschland

Ich vermisse sie! Ja, wirklich. Heute z. B. bin ich mit dem Lieblinskollegen in der Mittagspause mal eben schnell shoppen gegangen. Ein Mantel für mich sollte es werden. Schon bei der Frage nach dem Standort der Wintermäntel im riesigen Geschäft hätte ich es ahnen können. Die Verkäuferin guckte mich freundlich an und antwortete in einer Service orientierten, total Berlin untypischen Gute-Laune-Stimme, dass die sich gesuchten Objekte in Etage 3 befänden. Dort angekommen und von einer Auswahl von Stangenmänteln erschlagen, frug ich die nächstbeste Einzelhandelskauffrau für Damenoberbekleidung nach einem gewissen Stück. Die Dame zeigte in eine Richtung und gab damit vermutlich der für den dortigen Bereich tätigen Kollegin Zeichen, dass wieder ein Opfer gefunden sei. Die Kollegin stürmte sofort auf mich zu, schaute an mir herab und schätzte meine Konfektionsgröße (richtig) ab und hatte flugs 3 Modelle im Arm. Der Kollege wurde abgestellt, meine mickrige Jacke, Tasche, Schal zu halten und guckte. Der 1. Mantel sah ziemlich gut aus, ich fühlte mich wohl. Dann spürte ich auf einmal Hände kurz über meinem Po. Ein Blick zum Kollegen verriet mir, dass auch er irritiert war. Die Dame zog ein bisschen an mir rum und mit den Worten "Das ist wohl nicht Ihr Schnitt" hatte ich auch gleich ein neues Model am Körper. Am Hals wurde mir rumgepfriemelt. Es kratzte. "Ja, das ist schon besser", hörte ich. "Dreh dich mal" stimmte nun auch Lieblingskollege ein. Er war angefixt. "Na ja, am Hals das sieht ja nicht so gut aus." Schwupps, gab es einen neuen Mantel - und noch eine 2. Kollegin, die mir sogleich auch über'm Hintern rumzuppelte. "Der hat ja für Ihre Beine eine schöne Länge." "Ja, aber der Kragen ist hässlich." "Hm, na wenn Sie meinen. Da kann man auch nichts machen." Ich zog das gute Stück aus und ging und war verstört. Ich will mich wieder selbst bedienen und mich nicht von Fremden begrapschen lassen. Oder gibt man neuerdings alles an Würde auf, sobald man einen Laden betritt?

4 Kommentare:

Maunamea hat gesagt…

Also das is bei uns deutlich angenehmer. Das beherrschen die Hamburger ja sowas von gut. Was verscherbeln ohne zu grabbeln. Niemals würde eine Hamburger Verkäuferin Kundschaft anfassen. Und Sätze wie: "Dat is wohl nich ihr Schnitt." fallen hier auch nicht. Eher: "Der Scheiß-Mantel. Dabei sehen Sie so toll aus." Komm hierher und kauf einen Mantel!

Anonym hat gesagt…

Ja, mach das. Meine liebe Mitbewohnerin ist ebenfalls in Hamburg fündig geworden und hat einen ganz tollen Wintermantel mitgebracht.

schtoeffie hat gesagt…

@ mssophie: Wurde denn deine liebe Mitbewohnerin nicht angegrabbelt?

@ mauni: Ja, das wird doch aber frühestens nächtstes Jahr was bei mir. Und wenn ich das richtig einschätze auch erst ab März. Und dann ist der Winter wieder rum.

Anonym hat gesagt…

Stichwort Servicewüste: Hier mein persönliches Erlebnis der Woche:

Ich habe mir Demoversionen von Literaturverwaltungsprogrammen kostenlos aus dem Netz gezogen, um damit die Prüfungen vorzubereiten. Die Entscheidung viel auf Citavi und lexiCan. Soweit alles gut.

Doch dann fängt lexiCan plötzlich an, sich aus unerfindlichen Gründen selber zu schließen. Ärgerlich, denke ich, ich hab doch schon fast jeweils dreißig Einträge in zwei Wissensgebieten angelegt. Was mach ich denn jetzt?

Kurze Mail an den Kundensupport, brav mit dem Hinweis, dass die bisher keinen Cent an mir verdient haben. Eine halbe Stunde später kam die Antwort mit dem Angebot, ich sollte doch mein Wissensgebiet einschicken, die Technik würde es sich anschauen.

Wieder einen halben Tag später kam die Antwort, und es funktioniert!
Dieses Erlebnis hat sich bei mir für immer eingebrannt. Leute, holt Euch lexiCan.... ;-)

Liebe Grüße
Johannes