Die Paradies-Julie hat Erinnerungen an eine längst vergangene Zeit geweckt. Damals waren wir noch eine 4-köpfige heile Familie: Mutter, Vater, Kind, Kind. Ich als Jüngste war gerade in den Sommerferien auf dem Weg in die 3. Klasse. Es wird "Schwimmen" auf dem Stundenplan stehen, das wussten wir schon. Damit ich nicht bei den Luschen im Kinderbecken abhängen musste, wollte mir die Familie den Weg ins "Große Becken" erleichtern und brachte mir nach Arbeit und Schule mit vereinten Kräften im "Faulen See" das Schwimmen bei. Als ich des Schwimmens noch nicht mächtig war saß ich, wenn Mutter losschwamm immer auf ihrem Rücken und sie nahm mich mit hinaus bis nach ganz weit vom Ufer entfernt. Mitunter ärgerte sie mich, indem sie einfach so, ohne Vorwarnung, ein kleines bisschen untertauchte. Erst schrie ich wie am Spieß aber dann war es furchtbar lustig und aufregend und ich giggelte. Mutter gefiel es wohl auch, sie hat mich oft so mitgenommen. Wenn Mutter und Vater alleine rausschwammen ließen sie Schwester und mich am Ufer zurück. Darüber waren wir aber auch nicht unglücklich und wir fühlten uns auch sehr sicher. Wir hatten ja uns uns diese tolle Luftmatratze mit einem Fenster drin. Es war spannend zu sehen, dass es unter Wasser auch eine Welt gab. Außerdem auch genügend andere Eltern da, die immer einen Blick auf die Kinder warfen. Wenn wir die LuMa nicht dabei hatten, gab es noch als Ersatz ein aufblasbares Krokodil in rot-braunm vielleicht auch orangem Blümchenmuster, das war nicht sehr schön, denn es drehte sich immer, wenn man versuchte drauf zu sitzen und man landete doch nur im Wasser. Es war also gänzlich ungeeignet zum Baden gehen. Allerdings konnte man sich gegenseitig prima ärgern. Denn wenn man es schaffte, endlich mal sicher drauf zu liegen, benötigte es nur eine kleine Welle oder einen leichten Schrecken um doch wieder ins Wasser zu fallen.
Als es nun ans Schwimmen ging, wurde ich abwechselnd auf Mutters und Vaters Armen getragen um mich über Wasser zu halten. Schwester machte es sich einfach und hielt mich nur am Rückenteil des Badeanzugs hoch. Den Rest musste ich alleine können. Wenn Schwester ihn nicht in Beschlag genommen hatte, bekam ich vom Schwimmreifen Unterstützung. Von Schwimmflügeln hielten meine Eltern nicht sehr viel. Ich auch nicht. Ich mochte damals auch schon keine Blusen oder Kleider mit Puffärmeln. Das ist bis heute geblieben. "Beweg dich wie ein Frosch!" sagten die Eltern immer wieder. "Du musst Beine und Arme gleichzeitig bewegen. Na, das klappt doch schon ganz gut". Als ich nach einigen Abenden die Bewegungen ziemlich gut auf die Reihe bekam, ließ Vater seine sicheren, starken Arme sinken und siehe da, hielt ich mich für ein, zwei, drei Schwimmzüge ganz allein über Wasser! Ich konnte schwimmen! Und ging unter. Aber da waren auch schon die sicheren Arme wieder, die mich auffingen und ermutigten nicht aufzugeben. Von Abend zu Abend wurde ich besser, bis ich die rettenden Arme gar nicht mehr benötigte. Leider war dann auch die Zeit auf Mutters Rücken vorüber. Der 1. Schritt in Richtung Selbstständigkeit und "Groß werden" war getan. Schade. Aber das war ein schöner Sommer.
2007-07-23
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3 Kommentare:
Du bist so süß. Und ich musste fast weinen bei der Geschichte. Und so eine Luftmatratze mit Fenster hatte ich auch. Und die grüne Welt unter der LuMa fand ich auch immer schön. Ach, was hab ich dich lieb.
Schön, dass es dir gefällt. Aber so ist das mit Erinnerungen... Neulich hatte ich noch eine an eine nicht ganz so lang vergangene Zeit. Aber das ist eine andere Geschichte.
Ach ja, lieb hab ich dich auch sehr.
Das kann ja nicht so einfach im anderen Kommentar untergehen.
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